Die evangelische Kita „Arche Noah“ in Doberlug-Kirchhain ist nicht nur ein Ort, an dem Kinder spielend die Welt erkunden – sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie frühkindliche Förderung und kreatives Handwerk Hand in Hand gehen können. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Spielplatz wirkt, entpuppt sich schnell als ein Raum voller Möglichkeiten: Hier können die Kleinsten mit echtem Werkzeug arbeiten, hämmern, sägen und basteln – und dabei auf ganz natürliche Weise ihre motorischen und kreativen Fähigkeiten entdecken.
Doch wie kommt es, dass in einer Zeit, in der Tablets und digitale Spiele die Kindheit oft dominieren, ein handwerkliches Projekt wie dieses solch eine große Anziehungskraft ausübt? Die Antwort liegt im Bedürfnis der Kinder, mit den eigenen Händen zu schaffen, zu gestalten und dabei die Welt um sich herum ganz unmittelbar zu erleben. An der Werkbank der Kita können sie das in einem geschützten, fördernden Umfeld tun. Und was dabei herauskommt, ist beeindruckend: Ein Ort, der Kreativität fördert, die Sinne anspricht und zugleich ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit vermittelt.
Dieses besondere Projekt, das durch den Teilhabefonds Brandenburg unterstützt wurde, hat auf dem Außengelände der Kita einen neuen Bereich geschaffen. Er ist dafür ausgelegt, Kindern aller Altersgruppen die Möglichkeit zu bieten, sich handwerklich und kreativ zu entfalten. Herzstück ist eine witterungsgeschützte Werkbank in unterschiedlichen Höhen – so haben sowohl die Kleinsten als auch die älteren Kinder gleichermaßen Zugang zu den verschiedenen Werkzeugen. Ergänzt wird das Ganze durch eine Matschküche und einen Bastelbereich, wo der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. In einem offenen Exponat-Schrank können die Kinder ihre Fundstücke und „Schätze“ ausstellen – ob glitzernde Steine oder kuriose Äste, alles, was ihre Neugier weckt, bekommt hier seinen Platz.
Die Ausstattung des Bereichs mit echten Werkzeugen wie Hämmern, Sägen und Zangen gibt den Kindern die Möglichkeit, kleine Projekte zu verwirklichen und ihre handwerklichen Fähigkeiten zu schulen. Dies ist in einer Zeit, in der viele Kinder zunehmend weniger mit praktischen Tätigkeiten in Berührung kommen, von unschätzbarem Wert. Kita-Leiterin Manuela Wolff unterstreicht die Bedeutung: „Kinder sind von Natur aus neugierig und sehen die Welt mit anderen Augen. Sie entdecken Dinge, die wir Erwachsenen oft übersehen. Mit diesem Projekt möchten wir ihnen die Möglichkeit geben, diese Neugier zu erforschen und ihre motorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“
Damit das handwerkliche Arbeiten sicher und verantwortungsvoll abläuft, wurde in der Kita Arche Noah eine wichtige Regel eingeführt: Jedes Kind muss einen „Werkzeugführerschein“ machen, bevor es an der Werkbank aktiv werden darf. Statt die Fähigkeiten der Kinder zu beschränken, wird ihnen geholfen, diese zu entwickeln.
„Wir möchten den Kindern, unabhängig von ihrem Alter, nicht sagen: ‚Du bist zu klein dafür.‘ Stattdessen zeigen wir ihnen, wie sie richtig und sicher mit den Werkzeugen umgehen“, erklärt Kita-Leiterin Manuela Wolff.
Ein wichtiges Element dieses Projekts ist die aktive Beteiligung der Kinder am gesamten Prozess. Von der Planung bis zur Umsetzung waren die kleinen Baumeister voll eingebunden und konnten miterleben, wie aus einer Idee nach und nach der fertige Spielplatz wurde. Dabei konnten sie nicht nur zuschauen, sondern auch mithelfen – von der Materialbeschaffung bis hin zu kleinen handwerklichen Aufgaben. Selbst die Kleinsten im Alter von zwei Jahren fanden Wege, sich zu beteiligen. Sie schoben Materialien in ihren Schubkarren über den Hof, schaufelten Sand oder flochten den Kranz für das Richtfest.
Das stärkte nicht nur ihr Selbstbewusstsein, sondern vermittelte ihnen auch ein tiefes Gefühl der Selbstwirksamkeit: Sie haben erlebt, dass ihre Fähigkeiten und ihr Engagement etwas bewirken. Dieses Projekt, das von Spiel- und Kulturpädagoge Matthias Ossi Sauer moderiert wurde, stellte die Kinder in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit ihnen und den Erzieherinnen entwickelte er ein Konzept, das perfekt auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder abgestimmt war. „Die Kinder konnten den gesamten Bauprozess mit allen Sinnen erleben: Sie rochen das frisch gesägte Holz, fühlten die Sägespäne und hörten die Geräusche auf der kleinen Baustelle“, erzählt Sauer begeistert. Auch das Holz von selbst gefällten Bäumen wurde für den neuen Spielbereich verwendet. Die Kinder lernten dadurch nicht nur die handwerkliche Verarbeitung des Holzes kennen, sondern auch die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit natürlichen Ressourcen. Dieses bewusste Einbinden nachhaltiger Materialien vermittelt den Kindern früh ein Gefühl für Ressourcenschonung und die Wertschätzung der Natur.
Die ganze Kita-Gemeinschaft – Eltern, Großeltern, Nachbarn und sogar der Pfarrer halfen tatkräftig mit, dieses kreative Vorhaben zu realisieren. Es wurde zu einem echten Mehrgenerationenprojekt, bei dem jeder seine Fähigkeiten einbrachte – sei es durch handwerkliche Unterstützung oder einfach durch die Begeisterung, die die Kinder bei der Arbeit mit ihren Schubkarren und Werkzeugen an den Tag legten.
Von nun an können die kleinen Bauarbeiter der Kita Arche Noah jeden Tag neue Abenteuer an der Werkbank erleben. Dieses Teilhabefonds-Projekt schafft somit nicht nur einen Raum für handwerkliche Bildung, sondern vermittelt den Kindern in einer zunehmend digitalen Welt handwerkliche Fähigkeiten und ermutigt sie, sich mit ihrer Umwelt auf praktische Weise auseinanderzusetzen.