Rohstoffe sind endlich. Viele werden immer knapper. Die Abhängigkeit von den Staaten, in denen sie vorkommen, wächst nicht nur; sie befeuert mancherorts sogar Kriege und Krisen.

Ein Rohstoff, von dem keiner weiß, wie viel es von ihm noch gibt und wie lange er noch wirtschaftlich gefördert werden kann, steht bisher im Schatten der großen Berichterstattung. Die Rede ist von Phosphor.

Doch ohne Phosphor geht nichts. Die Bedeutung dieses Stoffes kann gar nicht überschätzt werden. Ohne diesen Stoff kann kein Organismus überleben, wächst keine Pflanze80 Prozent des weltweiten Vorkommens wird für Dünger benötigt. Die größten Abbaugebiete liegen in Marokko, China, den USA, Russland und Peru. Der Bedarf wächst mit der Weltbevölkerung, gleichzeitig wird der Abbau immer aufwendiger, weil das Gestein zunehmend mit anderen Mineralien versetzt ist. Phosphor wird daher seit neun Jahren von der EU als „kritischer Rohstoff“ eingestuft.

Ohne Phosphor können weder Menschen noch Tiere noch Pflanzen leben. Doch der Rohstoff wird von jedem Lebewesen auch wieder ausgeschieden. Kann man ihn also recyceln? Das geht – und bald auch in Cottbus. 57 Millionen Euro fließen aus dem Fördertopf für Strukturentwicklung des Landes Brandenburg in eine entsprechende Anlage, die bis 2029 in Betrieb gehen soll.

Wie funktioniert das? Phosphor wird mit dem menschlichen Urin ausgeschieden und landet über die Abwasserentsorgung im Klärschlamm. Der vorgetrocknete Klärschlamm wird derart erhitzt, dass sich der Phosphor in der Asche konzentriert und gleichzeitig Rückstände wie organische Schadstoffe, Krankheitserreger, Arzneimittelrückstände oder Mikroplastik vernichtet werden. In einem anschließenden chemischen Verfahren wird Phosphor aus der Flugasche herausgelöst und zu einer hochreinen Phosphorsäure veredelt.

Dieser Sekundärrohstoff kann dann weiter vermarktet und beispielsweise zu Düngemitteln verarbeitet werden.

In der Anlage sollen Klärschlämme aus der Region Lausitz und Ostbrandenburg zusammengeführt werden – ein Alleinstellungsmerkmal. Damit sind wir schon bei zwei großen Vorteilen dieses Strukturwandelprojekts: Zur Wiederverwertung eines immer kostbarer werdenden, lebensnotwendigen Rohstoffs kommen in der Praxis die kurzen Wege durch den regionalen Ansatz. Wieder werden Rohstoffe gespart, diesmal aber andere.

Doch es gibt noch mehr. Bei diesem Verfahren entsteht sehr viel Wärme, die wiederum in Strom umgewandelt wird – der seinerseits die Anlage betreiben kann. Ein Kreislauf also.

Zudem profitieren kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region, die, sofern benötigt, an Phosphorsäure aus heimischer Produktion kommen würden. Viel zitierte Wertschöpfungsketten werden hier real aufgebaut. Entsorger wiederum profitieren ebenfalls: Sie dürfen die Klärschlämme spätestens ab dem Jahr 2032 nicht mehr auf Feldern ausbringen. Nach dem Kohleausstieg können die Klärschlämme aber auch nicht mehr alternativ in den Braunkohlewerken verbrannt werden. Sie müssten also aufwendig und über weite Strecken transportiert werden, um anderswo fachgerecht aufgespalten und weiterverarbeitet werden zu können. Auch kleinere Entsorger, die noch nicht unter die gesetzlichen Vorgaben fallen, stehen hier unter Druck.

Die neue Anlage vermeidet das in einem Strukturwandelprojekt, das nicht nur in Kreislaufwirtschaft einen gefährdeten Rohstoff recycelt, sondern insgesamt effizient und umweltschonend ist und zudem künftig sicherstellt, dass das weitere Verfahren mit dem Klärschlämmen rechtskonform ist.

Daten und Fakten:

  • Errichtung einer Anlage für Phosphorrecycling aus Klärschlamm
  • Projektinitiator: LWG (Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG)
  • Investitionsvolumen: Geschätzte 62 Millionen Euro
  • Die Schaffung von bis zu 25 Arbeits- und Ausbildungsplätzen ist vorgesehen.
  • Nächste Schritte: Ausschreibung/Vergabe, Planung und Genehmigung.
  • Realisierung voraussichtlich ab 2024.

Text: WRL

Foto: Brennender Phosphor © Thomas Seilnacht www.seilnacht.com