Der Moment ist da: Der Cottbuser Ostsee hat seinen Zielwasserstand von 62,5 Metern erreicht! Ein Projekt von beispiellosem Ausmaß, das aus einem ehemaligen Braunkohletagebau Deutschlands größten Bergbaufolgesee formt, wird zur Realität. Nach jahrzehntelanger Kohleförderung, intensiven Bauarbeiten und einer mehrjährigen Flutungsphase markiert dieser Meilenstein den Aufbruch in eine Zukunft voller Möglichkeiten für die Region. Naherholung, Naturraum, nachhaltige Energieversorgung - das sind drei wichtige Schlagworte für die Zukunft des Ostsees.
Von der Kohle zum Wasser: Die Geschichte des Sees
Über 30 Jahre lang versorgte der Tagebau Cottbus-Nord das Kraftwerk Jänschwalde und lieferte ein Viertel seines jährlichen Braunkohlebedarfs. Als der letzte Kohlezug im Dezember 2015 ausrollte, begann ein neues Kapitel: Das Seebecken wurde aus dem Kippenrelief des Tagebaus geformt. Rund 20 Millionen Kubikmeter Boden wurden umgeschichtet, um eine sichere Nachnutzung zu ermöglichen.
Mit der Herstellung der Flutungsbereitschaft im Jahr 2018 begann die schrittweise Befüllung des Sees aus der Spree – eine Herausforderung, die durch die Trockenjahre 2019 und 2020 zunächst gebremst wurde. Doch in diesem Jahr, dank starker Niederschläge und Hochwasser, floss ausreichend Wasser in den Ostsee. Das Ergebnis: Ein 19 Quadratkilometer großes Binnengewässer, das heute als größter Bergbaufolgesee Deutschlands und größter See Brandeburgs neue Maßstäbe setzt. Am 23. Dezember wurde die Flutung feierlich beendet.
„Wir freuen uns, dass das Flutungsziel des Cottbuser Ostsees innerhalb des gesteckten Zeitraums und Dank des vielen Regens erreicht wurde. Direkt an Cottbus grenzend wird er dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und die gesamte Region noch attraktiver zu machen. Nach der Inbetriebnahme der ersten Halle des neuen ICE-Instandhaltungswerks und der Gründung der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem in diesem Jahr, wird mit dem Ostsee der umfassende Strukturwandel in der Region für die Menschen sichtbar und erlebbar. Die Landesregierung hält Wort! Ob der Ostsee künftig auch als Speicher genutzt werden kann, müssen weitere Prüfungen und Verfahren zeigen“, sagt der Lausitz-Beauftragte des Ministerpräsidenten Dr. Klaus Freytag.
OB Tobias Schick: „Die Natur hat uns ein Geschenk gemacht, passend zu Weihnachten. Sie wird uns das Geschenk wieder nehmen, wenn wir nicht weiterhin sorgsam und mit Bedacht den See gemeinsam mit der Leag als Eigentümer gestalten. Dazu gehört natürlich die noch ausstehenden Entscheidung, den Ostsee künftig als Speicher zu nutzen. Ich hatte schon im Januar erklärt, dass wir diesen Weg befürworten. Damit ist für die Ostsee-Entwicklung zumindest ein Meilenstein erreicht. Kein Ruhekissen, aber die Gewissheit, dass viele Recht behalten haben. Andere wollten oder konnten nicht glauben, dass genügend Wasser zur Verfügung stehen würde, um den See überhaupt zu füllen. Jetzt haben wir ein weiteres wichtiges Pfund, um mit Zuversicht an die Planungen und die weitere Ausgestaltung dieses durchaus großen Kleinodes zu gehen.“
Ein See der Superlative
Die Dimensionen des Projekts sind beeindruckend:
- 26 Kilometer Uferlinie
- 62,5 Meter Zielwasserstand
- 19 km² Wasseroberfläche
Bedeutung für die Region: Erholung, Energie und Entwicklung
Der Cottbuser Ostsee ist ein neues Highlight auf der Lausitzer Landkarte. An seinen Ufern entstehen vielfältige Ideen zur touristischen und wirtschaftlichen Nutzung: Häfen, Wasserskianlagen, Radwege und sogar neue Wohnquartiere bringen Leben an den See. Doch neben Naherholung und Naturraum bietet der See noch weit mehr Potential. Für die Stadt Cottbus bietet der Ostsee zudem eine innovative Lösung für die Energieversorgung: Eine Seewasser-Wärmepumpe soll ab 2028 etwa 40 Prozent des Fernwärmebedarfs abdecken. Damit reagiert die Stadt nicht nur auf die geplante Abschaltung des Kraftwerks Jänschwalde, sondern gestaltet die Energiewende aktiv mit.
Zudem ermöglicht die Größe des Sees eine schwimmende Photovoltaik-Anlage. Mehr als 51.000 Solarmodule sind bereits seit Anfang Juni auf den sogenannten Solarbooten montiert. Damit ist hier, mit einer Größe von 16 Hektar, Deutschlands größte schwimmende Solaranlage entstanden. Das entspricht ungefähr einer Fläche von 22 Fußballfeldern. Sie nimmt nur circa ein Prozent der Seefläche des Ostsees ein, wodurch sie im Einklang mit den touristischen Nutzungszielen des Sees steht. Künftig wird die Anlage den Jahresverbrauch von rund 8.250 Haushalten decken.
Ein Zukunftsort mit Potenzial
Der Cottbuser Ostsee ist mehr als ein Gewässer – er ist ein Ort des Wandels und der Chancen. Mit der Vollendung der Flutung beginnt das nächste Kapitel für den Cottbuser Ostsee: Als Naherholungsgebiet, touristisches Highlight und nachhaltige Energiequelle wird er die Region prägen und bereichern. Die Menschen der Lausitz können stolz auf dieses außergewöhnliche Projekt sein, das Geschichte und Zukunft miteinander verbindet – und aus einer alten Landschaft eine neue Lebenswelt erschafft. Schon heute lädt er Radwanderer und Besucher zu Erkundungen ein: Informationsstationen entlang der zukünftigen Uferlinie erzählen die Geschichte des Wandels, während der Aussichtsturm in Merzdorf einen spektakulären Überblick bietet. Die Verbindung von Erholung, Energie und Naturentwicklung macht den See zu einem einzigartigen Zukunftsort, der Lebensqualität und wirtschaftliches Potenzial vereint.