Das neue Bahnwerk der Deutschen Bahn in Cottbus nimmt Gestalt an: Während die erste zweigleisige Instandhaltungshalle seit Januar 2024 in Betrieb ist und erfolgreich läuft, schreiten die Bauarbeiten an der großen Halle planmäßig voran. Die bereits genutzte Halle hat sich bewährt: In diesem Jahr wurden bereits 11 der geplanten 13 ICE-Revisionen erfolgreich abgeschlossen, zwei weitere werden im Dezember noch realisiert. Dank modernster Infrastruktur beträgt die Werksaufenthaltszeit eines ICE nur etwa zwei Wochen, bevor der Zug wieder im Einsatz ist. Verdankt wird diese Geschwindigkeit den modernen Arbeitsabläufen und der Länge des Werkes: In die 445-Meter-lange Halle kann nämlich ein gesamter Zug einfahren. Das spart Zeit.
Mit der neuen größeren Halle soll die Effektivität noch deutlich gesteigert werden: Ab 2026 sollen in dem Instandhaltungskomplex dann sechs ICE’s gleichzeitig bearbeitet werden können. Damit der Betrieb planmäßig starten kann, treiben aktuell rund 500 Bauarbeiter*innen das Projekt mit hohem Tempo voran. Das Bautempo auf der Großbaustelle des neuen Bahnwerks in Cottbus ist beeindruckend: Noch im März 2024 markierte der symbolische Spatenstich den offiziellen Beginn der Arbeiten, als das Gelände überwiegend aus Sandhaufen bestand. Nur neun Monate später ist die Veränderung deutlich sichtbar – bereits jetzt stehen Teile der neuen Halle mitsamt Dach. Neben der 526-Meter-langen Halle wird unter anderem auch ein Lager, ein Technikkeller, ein Gebäude für Nebenwerkstätten sowie ein Sozialtrakt errichtet.
Schnell, präzise, wetterfest: So optimiert Fertigbau den Bauprozess
Die Nutzung von Fertigteilstützen spielt dabei eine Schlüsselrolle: Diese vorgefertigten Elemente können schnell aufgestellt werden, wodurch die Außenwände und die Dachkonstruktion rasch entstehen. Das spart Zeit auf der Baustelle. Geliefert werden die Fertigbauteile von einem Anbieter aus Gröbzig in Sachsen-Anhhalt, meistens nachts per Schwerlasttransport. Eine Stütze wiegt dabei etwa 37 Tonnen und ist 17 Meter lang. Für einen optimalen Arbeitsablauf werden einige der Teile zum alten Flugplatzgelände in Cottbus transportiert, um dort zwischengelagert zu werden. Das spart Platz auf der Baustelle und strapaziert die Anwohner nicht durch laute Schwerlasttransporte in der Nacht. Gleichzeitig wird durch das nahegelegene Zwischenlager Bauverzögerungen vorgebeugt. Einen kleinen Einblick in diesen Prozess bietet ein Video der Bahn - hier wird die Reise der Stützen begleitet.
Der frühe Aufbau des Dachs bietet einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Baustelle wird wetterfest, sodass unabhängig von Regen oder Schnee im Inneren weitergearbeitet werden kann. Dadurch lässt sich die Bodenplatte präzise fertigstellen und der Innenausbau zügig vorantreiben. Circa 3.800 Fertigteile werden am Ende in der Halle verbaut sein. Das Zusammenspiel dieser Technologien und die parallele Arbeit von allen Beschäftigten der verschiedenen Gewerke ermöglichen das bemerkenswerte Tempo.
Das Bahnwerk wird nicht nur das größte seiner Art in Deutschland, sondern auch Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Eine geplante Komponentenaufbereitung direkt vor Ort ermöglicht die ressourcenschonende Wiederaufbereitung von Teilen wie Drehgestellen oder Fahrmotoren. Damit wird eine neue Wertschöpfungskette geschaffen, die den Kauf oder die Anlieferung von Ersatzteilen über weite Strecken überflüssig macht. Zusätzlich entsteht neben Halle 1 eine neue Lagerhalle, die dafür sorgt, dass benötigte Ersatzteile während der Revision eines ICE sofort verfügbar sind. Dadurch werden lange Wartezeiten vermieden und der Prozess deutlich beschleunigt. Das Hauptziel ist klar: Die Züge sollen schnell wieder auf die Schiene kommen, um den Fahrgästen zur Verfügung zu stehen. Dieses Projekt trägt nicht nur zur Mobilitätswende bei und setzt neue Maßstäbe für die Instandhaltung der wachsenden Fernverkehrsflotte der DB, sondern schafft mit 1.200 neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen auch eine positive Perspektive für den Lausitzer Strukturwandel.
Carsten Burmeister, Technischer Projektleiter Neues Werk Cottbus, DB Fahrzeuginstandhaltung:
"Wir liefern hier das Rund-um-Paket für die schwere Instandhaltung. Künftig kommen alle ICE 4 der DB für ihre großen Checks nach Cottbus, die Instandhaltung hier wird schneller und wirtschaftlicher. Darauf können Cottbuserinnen und Cottbuser stolz sein."