Die Anfänge einer bemerkenswerten Sportkarriere finden oft in den unscheinbarsten Momenten statt. Für den Trampolinturner Caio Lauxtermann begann diese Reise in seinem eigenen Garten in einer Kleinstadt in der Nähe von Los Angeles (USA), wo er gemeinsam mit seinem Vater die ersten Schritte auf dem Trampolin machte. Wenn man den 21-Jährigen heute beim Springen sieht, scheint es, als würde das Gefühl des Fliegens zur Realität werden und die Schwerkraft sei nur noch eine Option. Doch die Entwicklung vom kleinen Jungen auf dem Gartentrampolin zum Cottbuser Weltmeister war kein Katzensprung.
Als Caio noch ein Kind war, brachte ihn sein Vater zum Trampolinspringen. Er setzte ihm immer kleine Ziele, um seine Fähigkeiten auf dem Trampolin zu entwickeln. Der Spaß an den Herausforderungen motivierte Caio und so konnte er immer höher springen, brachte sich selbst die ersten Saltos und Schrauben bei. “Das Witzige daran ist, dass mein Vati selbst nichts mit Sport zu tun hat, Trampolinspringen konnte er nie”, erinnert sich Caio Lauxtermann. Das Trampolin im Garten war einst als lustiges Spielgerät gedacht, bevor es zum Trainingsgerät wurde. “Meine Eltern hätten sich damals wahrscheinlich nicht mal vorstellen können, dass mich dieses Gartentrampolin einmal so weit bringen wird.” Mit Ehrgeiz und Begeisterung fand er seinen Weg in einen örtlichen Verein. Seit seinem neunten Lebensjahr brachten ihn seine Eltern mehrmals wöchentlich zum Training in die Turnhalle. Dort beeindruckte er die Trainer:innen mit seinem Talent und wurde bald Teil des amerikanischen Nationalteams. Im Jahr 2017 durfte Caio Lauxtermann bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Bulgarien starten, wo er erstmals auf die Lausitzer Sportschule aufmerksam wurde - nichtsahnend, dass er dort einmal wohnen würde.
Die Kindheit in den USA war geprägt von der Freude am Sport und der Unterstützung seiner Familie. Doch seine Eltern entschlossen sich dazu, in die Heimat seines Vaters zu ziehen, und so führte ihn das Leben mit 14 Jahren nach Deutschland. In Osnabrück, der neuen Heimat seiner Familie, war Trampolinsport jedoch nicht möglich. Es gibt nur wenige Vereine in Deutschland mit geeigneten Trainingsbedingungen. Weil er seinen Traum vom erfolgreichen Trampolinturner nicht aufgeben wollte, gab es nur eine Möglichkeit: Er muss sich einen neuen Verein suchen. Zu dem Zeitpunkt gab es in Deutschland drei Trainingsstützpunkte für das Trampolinturnen: Bielefeld, Salzgitter und Cottbus.
Die Wahl fiel auf die Lausitzer Sportschule in Cottbus. Bereits bei der WM hatte er von der idealen Kombination aus Schulbildung, exzellenten Trainingsbedingungen und dem Internat vor Ort gehört, was ihn letzten Endes überzeugte. Hier konnte er als Teenager auch oohne seine Familie in einer völlig fremden Stadt leben, ohne allein zu sein. Im Gegensatz zu seinem früheren Verein in den USA bot die Sportschule speziell auf Trampolinturnen ausgerichtete Einrichtungen und ein engagiertes Trainerteam, das die jungen Sportler:innen fördert. Der Mann, der ihm bei der WM in Bulgarien begeistert von Cottbus erzählte, wurde so zu seinem Trainer. Die Umstellung von den USA nach Deutschland war zunächst herausfordernd für Lauxtermann, insbesondere aufgrund der Sprachbarriere und der neuen Umgebung. “Aber es hat sich echt gelohnt und ich bin froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe”, resümiert er.
Sein erster Wettkampf in Deutschland war dabei ein wichtiges Ereignis für Caio. “Ich war richtig nervös. Man hat allen angesehen, was sie denken: Okay, der Neue kommt - mal schauen, was der drauf hat. Da musste und wollte ich mich ja beweisen”, erinnert er sich. Der Wettkampf lief super. Im Anschluss holte er bei der Jugend-WM 2018 sogar Silber, im Jahr darauf den ersten Platz. Diesmal trat er für Deutschland an. Für den zugezogenen Schüler war das ein Zeichen dafür, dass sich das Training in Cottbus gelohnt hat und er endlich so richtig angekommen ist. Seine Entschlossenheit und sein Talent ermöglichten es ihm, sich schnell anzupassen und seinen Platz an der Sportschule zu finden. Unterstützt von einem engen Freundeskreis und einem professionellen Trainingsumfeld blühte er auf. Die besseren Trainingsbedingungen gaben Caio die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln. “In meinem alten Verein war die Halle recht flach, weshalb ich nicht höher springen konnte und somit auch nicht die Schwierigkeit meiner Sprünge erhöhen konnte”, erklärt er. Die aktuelle Trainingshalle in der Lausitzer Sportschule ist rund 12 Meter hoch. Hier konnte er sein Training intensivieren und vielfältigere Sprünge lernen. Im Jahr 2023 durfte er mit der deutschen Nationalmannschaft der Herren nach Birmingham reisen und gewann dort mit seinem Synchron-Partner Fabian Vogel den Weltmeistertitel. Im März 2024 konnte das deutsche Team seinen Titel beim Trampolin-Weltcup in Cottbus verteidigen.
Doch für Lauxtermann geht es nicht nur um persönliche Erfolge. Als Botschafter der Lausitzer Sportschule trägt er stolz seine Wahlheimat in die Welt hinaus und inspiriert junge Sportlerinnen und Sportler dazu, ihre Träume zu verfolgen. Mit seinem Blick fest auf die Zukunft gerichtet, bleibt Caio Lauxtermann ein Name, den man im Trampolinturnen im Auge behalten sollte. Seine Reise ist noch lange nicht vorbei, und es darf als sicher gelten, dass er weiterhin die Welt des Sports mit seinem Talent und seiner Leidenschaft bereichern wird. Aktuell ist Caio Sportsoldat und kann sich somit aktiv auf sein Training konzentrieren. Nebenbei versucht er über Social Media, seine Sportart besser darzustellen. Trampolinturnen erhält als Randsportart nicht viel Aufmerksamkeit. In Videos kann man auf seinem Kanal beispielsweise auch seine Perspektive der Sprünge sehen und so auch das Gefühl vom Fliegen erahnen.
Inmitten des stressigen Alltags findet Caio Lauxtermann regelmäßig Zuflucht und Ruhe am Aussichtsturm des Cottbuser Ostsees. Für den 21-Jährigen ist dieser Ort mehr als nur ein einfacher Turm - er ist sein Symbol der Gelassenheit und des inneren Friedens. In den Jahren, die er bisher hier in der Lausitz verbracht hat, hat Caio nicht nur beobachtet, wie der See sich stetig füllt, sondern auch, wie sein eigenes Leben sportliche Erfüllung mit sich bringt. So wie der Zustand des Sees voranschritt, so tat es auch seine sportliche Karriere. Vom schüchternen Neuankömmling entwickelte er sich zu einem Weltmeister im Trampolinturnen. Sein Geheimnis? Die Fähigkeit, vor dem Wettkampf Ruhe zu bewahren und tief durchzuatmen. Er stellt sich dabei den warmen Sonnenuntergang über dem glitzernden Wasser des Cottbuser Ostsees vor.
Das Trampolinturnen mag in Deutschland eine vergleichsweise junge Sportart sein, aber es hat bereits eine starke Verankerung in Cottbus gefunden. An der Lausitzer Sportschule erhalten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in dieser Sportart ausgebildet zu werden. Das Leistungszentrum spielt eine entscheidende Rolle für die Region, da es nicht nur Schüler*innen aus Cottbus, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden und sogar anderen Bundesländern eine hochwertige Ausbildung ermöglicht. Im Rahmen des FIG-Weltcups im Trampolinturnen wurde feierlich ein Zuwendungsbescheid überreicht, der den Bau einer neuen Trampolinhalle für die Sportschule unterstützt. Diese Halle, finanziert mit 11,5 Millionen Euro aus Strukturstärkungsmitteln, wird in Zukunft dazu beitragen, die Sportausbildung in der Region zu verbessern. Die neue Trampolinhalle wird die Trainingsbedingungen für die jungen Sportler*innen verbessern und so die Leistungssportstrukturen in der Lausitz stärken.