Inmitten der sich wandelnden Kulisse der Lausitz, geprägt vom Strukturwandel, bekommt die Neue Bühne in Senftenberg eine entscheidende Rolle. Der Strukturwandel prägt und verändert die Lausitz. In der sich wandelnden Kulisse bekommt auch die Neue Bühne Senftenberg eine neue Rolle. Denn Kultur wird im Strukturwandel der Lausitz konsequent mitgedacht, als Teil der mitwachsenden Lebensqualität. Die Baustelle für die Theaterwerkstätten wird so zu einem metaphorischen Akt, der nicht nur die physischen Mauern erneuert, sondern auch künstlerische Grenzen sprengt.
Ein Rückblick: Die Theaterwerkstätten befanden sich bisher in einem Altbau aus den 50er Jahren. Die Platzverhältnisse waren begrenzt. Wichtige Funktionen und der Arbeitsschutz mussten optimiert werden. Deshalb werden die Werkstätten renoviert und durch einen Neubau ergänzt. Finanziert wird dieses Projekt durch Strukturstärkungsmittel.
Der Malsaal erfährt eine Rundum-Erneuerung, einschließlich einer neuen Galerieebene, um die Arbeit an großen Bühnenelementen zu erleichtern. Ein besonderer Hingucker soll der neue Montageraum mit erweiterten Funktionen und großzügiger Raumgestaltung werden. Dort kann künftig das komplette Bühnenbild für ein Stück montiert werden, ohne den gesamten Theaterbetrieb tagelang lahmzulegen. Durch große Türen und Rolltore können fertige Bühnenelemente direkt in LKWs verladen werden. Die Arbeitsprozesse werden durch die praktische Raumplanung deutlich effizienter. Das zeigt sich auch in den Räumen der künftigen Theaterschreinerei: Großzügige Tore sollen dort ebenfalls einen reibungslosen Ablauf der Holzanlieferungen ermöglichen - eine bauliche Veränderung, die dringend notwendig war. Bisher mussten große Bauelemente kompliziert durch Fenster hereingereicht werden. Auch die Schneiderei sowie der Fundus erhalten mehr Platz und hellere Arbeitsbereiche, wodurch alle Theatergewerke ihren Platz in dem neuen Werkstättenbereich finden. Nicht zuletzt tragen neue Sanitäranlagen für die Mitarbeitenden zusätzlich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei.
Daniel Ries ist der Intendant der Neuen Bühne Senftenberg und betont, dass die Neugestaltung nicht nur die Arbeitsqualität der Werkstätten erhöht, sondern auch den künstlerischen Prozess insgesamt positiv beeinflusst – über die Senftenberger Spielstätte hinaus. In einer Zeit, in der Lebensqualität ein entscheidender Punkt für den Verbleib der Menschen in der Region ist, wird Kultur zu einem relevanten Standortfaktor. Ries betont die Einzigartigkeit des Senftenberger Theaters mit vier Spielstätten und 100 Mitarbeitenden in einer relativ kleinen Stadt in der südbrandenburger Lausitz.
"Unsere Stadt hat im Kern 16.000 Einwohner. Wir haben in einem Jahr über 60.000 Besucher - das ist schon irre“, sagt er. . Das heiße zwar nicht, dass jede*r Senftenberger*in fünfmal im Jahr ins Theater gehe. „Aber es ist ein deutliches Zeichen, wie wichtig wir für die Menschen unserer Region sind“, erzählt der Intendant der Neuen Bühne.
Er erklärt auch, warum das Theater aus seiner Sicht neben den zahlreichen anderen Unterhaltungsformaten so gut angenommen wird. Die Möglichkeit, sich in den Inszenierungen mit echten Menschen auf der Bühne zu identifizieren, schaffe ein Gemeinschaftserlebnis und fördere die Empathie. „Dieses Erlebnis kann weder durch Fernsehen, Streamingdienste noch im Kino reproduziert werden“, schätzt er ein. Zuschauer*innen werden durch die Inszenierungen dazu angeregt, über teilweise völlig neue Themen nachzudenken und sich in Charaktere und ihre Perspektiven hineinzufühlen. Daniel Ries spricht in diesem Kontext von einer "Schule der Empathie".
„Und das ist, glaube ich, der Zauber von Theater, aber eben auch die Herausforderung. Wenn dieser Faden reißt, wenn diese Identifikation nicht stattfindet, dann funktioniert das ganze Stück nicht. Aber wenn es funktioniert hat, gehen die Besucher raus und erzählen es weiter. Sie sagen: Da musst du hin. Das war total lustig. Das war total tragisch. Das hat mich total bewegt. Da haben wir noch das ganze Wochenende drüber diskutiert. Wenn das passiert, glaube ich sehr an die Kraft des Theaters.“
Insbesondere in Zeiten des Wandels wird das Theater zur Bühne für die Reflexion über aktuelle Themen - wie den Strukturwandel. Das Theater wird zum lebendigen Ausdruck dieser Umbruchsphase, in der Künstler und Kulturschaffende die gesellschaftlichen Themen kreativ verarbeiten. Dieser künstlerische Prozess fördert eine lebendige und herausfordernde Auseinandersetzung mit Veränderungen. Das Theater trägt laut Daniel Ries dazu bei, die Kultur lebendig zu halten, indem es eine Plattform für Diskussionen, Reflexion und die Suche nach gemeinsamen Werten bietet. Das unterstreicht die Bedeutung von Kunst und Kultur als Bestandteile des Strukturwandels. Die Modernisierungen schaffen wiederum einen inspirierenden Ort dafür.
Aktuell arbeitet das Team des Senftenberger Theaters an dem Programm der neuen Spielzeit. Eröffnet wird sie Ende September 2024 . Dann können die Besucherinnen und Besucher gleich einen Blick hinter die Kulissen der renovierten Werkstätten werfen. Getreu dem Motto „Theater an außergewöhnlichen Orten“ werden Montageraum, Schreinerei und Co. zur Bühne. Diese Verbindung von zeitgenössischem Theater und einer außergewöhnlichen Spielstätte symbolisiert nicht nur die künstlerische Vielfalt, sondern auch die Vorzüge der neuen Räumlichkeiten. „Wir wollen für unsere Gäste greifbar machen, was sich hier in den letzten Monaten verändert hat. Das können sie sonst im Alltag so nicht zu Gesicht bekommen“, erzählt Intendant Ries. Ein Strukturwandelprojekt feiert somit Premiere.
Die Zukunft des Theaters "Neue Bühne" sieht Daniel Ries optimistisch. Durch die kontinuierlichen Anpassungen an die Bedürfnisse der Region und die stetige Verbesserung der Arbeitsbedingungen möchte er sicherstellen, dass das Theater nicht nur ein Ort der Unterhaltung, sondern auch ein relevanter Akteur im gesellschaftlichen Diskurs bleibt. Sein Ziel bleibt es, sowohl das Publikum als auch die Mitarbeitenden durch herausragendes Theater glücklich zu machen und somit einen nachhaltigen Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Lausitz zu leisten.