Sarah Gwiszcz betreibt einen Laden in Lübbenau, der weit mehr als nur Kleidung verkauft. Ihr Label “Wurlawy” verkörpert Heimatliebe: hier gibt es Spreewald zum Anziehen. Die Verbindung von traditionellen Elementen mit zeitgemäßem Design macht ihre Mode einzigartig und ansprechend für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Sie ist in der Strukturwandelregion der „krassen Lausitz“ beispielhaft für die hohe Lebensqualität im kreativen Bereich. Ihre Arbeit geht über die bloße Mode hinaus und fängt einen Hauch der Lausitzer Kultur ein, jenseits von Stoffen und Design.
Sobald man die Schwelle des Ladens betritt, wird man von einer lebendigen Palette an Farben empfangen, die den Raum in ein harmonisches Spiel aus Blaudruckstoffen und liebevoll gestalteten spreewaldtypischen Motiven tauchen. Hier präsentiert die Modedesignerin Sarah Gwiszcz ihre einzigartigen Kollektionen. Sie erweitert die Grenzen der Mode ebenso wie die des kulturellen Erbes der Lausitz. Von Röcken über luftige Kleider bis hin zu kreativ gestalteten Oberteilen – jedes Stück spiegelt ihre künstlerische Handschrift wider und erweckt den traditionsreichen Spreewald auf eine einzigartige Weise zum Leben.
"Es ist mir wichtig, dass meine Kleidung nicht nur im Spreewald getragen werden kann, sondern überall. Es ist keine moderne Tracht, sondern etwas Alltagstaugliches", betont die junge Frau. Ihre Kleidung macht es möglich, Spreewaldkultur im Alltag zu tragen – und ganz nebenbei ein Statement für die Region mit ihrer dynamischen Entwicklung bei traditioneller Erdung abzugeben.
Neben den spreewaldtypischen Libellen und Mücken-Motiven finden sich auch mexikanische Calaveras auf den Stoffen. Diese Totenkopfsymbolik begleitet Sarah Gwiszcz schon sehr lange. Für ihr Abschlussprojekt im Studium hat sie das Sorbische mit dem Mexikanischen gekreuzt. “Die Showoutfits waren extravagant und auffällig, das war jetzt nicht so einfach für jedermanns Alltag”, beschreibt sie. Das hat sich mittlerweile geändert. Die Entwicklung von "Wurlawy" spiegelt sich in der Veränderung von individuellen Einzelstücken zu einer Linie von tragbarer Mode wider. Sarah zeichnet ihre eigenen T-Shirt-Motive und legt Wert darauf, dass ihre Mode nicht nur einzigartig, sondern auch im Alltag tragbar ist. Die Trachtenkultur und die Natur haben einen maßgeblichen Einfluss auf ihre kreativen Prozesse. Ihre Arbeit ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Tradition und Moderne in der Lausitz harmonisch miteinander verschmelzen können.
“Ich habe durch die Mode sozusagen meine Wurzeln ganz neu entdeckt”, erzählt Sarah Gwiszcz.Ihr Interesse für die sorbische/wendische Kultur wurde während einer Studienreise mit ihren Kommilitonen der Akademie Mode & Design Berlin geweckt. Dass ihre eigene Urgroßmutter noch fließend Sorbisch gesprochen hat, war ihr vorher gar nicht bewusst.
Dieses Jahr feiert die Spreewälder Modedesignerin das zehnjährige Bestehen ihres Modelabels. „Wurlawy“ bedeutet frei aus dem Sorbischen übersetzt „wilde Spreewaldfrauen“, die in einer sorbischen Sage vorkommen. Genau diese wilde Ungezwungenheit möchte sie mit ihrer Mode zeigen. Mit nur wenigen Stoffballen, einer Nähmaschine und einem Schnitt begann sie 2014 in einer umgebauten Wohnung. Ihr einzigartiger Stil, inspiriert von der sorbischen Tracht und der Heimat im Spreewald, gewann schnell an Aufmerksamkeit.
Bereits nach einem Jahr Selbstständigkeit wurde die junge Modedesignerin von einer Einladung zur Fashion Week überrascht. So wurde sie bekannt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch keinen physischen Laden hatte. Durch Zufall fand sie schließlich im Jahr 2015 ein großes Geschäft in der Neustadt von Lübbenau, das sie zu ihrem Atelier und Laden umwandelte. “Ich bin mit drei Kleiderständern in diesen riesigen Laden eingezogen und hatte am Anfang echt relativ Probleme, überhaupt den Laden zu füllen", so Sarah Gwiszcz. Heute ist das kein Problem mehr. In ihrem neuen Laden in der Lübbenauer Altstadt werden ihre verschiedenen Kollektionen liebevoll präsentiert.
Für das Jubiläumsfest am 9. März plant die Spreewälderin eine Modenschau und möchte dabei die Bandbreite ihrer Modelle präsentieren. Bei ihr hat man die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Schnitten und Stoffkombinationen das eigene neue Lieblingskleid individuell zusammenzustellen. Wem dafür die Vorstellungskraft fehlt, kann sich vom Laufsteg inspirieren lassen. “Ich möchte nicht nur verschiedene Variationen meiner Kleidung zeigen, sondern auch vielfältige Menschen involvieren. Ich finde es wichtig, dass sich jeder gesehen fühlt. Auf den Laufsteg gehören nicht nur junge und schlanke Frauen.” Sarah Gwiszcz möchte damit zeigen, dass Schönheit nichts mit der Kleidergröße zu tun hat.
Die Reise von Sarah und "Wurlawy" ist somit eine Hommage an die sorbische Kultur und den Spreewald, aber auch an die Wildheit der Spreewälder und Lausitzer Frauen. Ihre Mode schafft eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne und vermittelt ein Stück Heimat für Menschen, die ihre Wurzeln (neu) entdecken möchten.
Das Jubiläumsfest von “Wurlawy” findet am 9. März im Rahmen der 34. Brandenburgischen Frauenwoche statt. Neben Sarahs Modenschau wird ein sorbischer Frauenchor in Tracht auftreten und eine Ausstellung über das sorbische/ wendische Leben präsentiert. Im Bunten Bahnhof in Lübbenau könnt ihr somit einen bunter Einblick in die Vielfalt der sorbischen/wendischen Kultur gewinnen.